Doppelqualifikation als Steuerberater und Wirtschaftsprüfer

Die Doppelqualifikation als Steuerberater und Wirtschaftsprüfer ist nicht zufällig gängig: Das Wirtschaftsprüferexamen baut auf dem Steuerberatertitel auf. Das Marktumfeld für WPs war jedoch in den vergangenen Jahren einem starken Konsolidierungsprozess unterworfen.

Das Wirtschaftsprüferexamen gilt als eines der schwersten Examina in Deutschland. Nach dem Bericht der Prüfungsstelle für das Wirtschaftsprüfungsexamen waren zu den Prüfungen 2015 insgesamt 603 Kandidaten zugelassen worden, von denen 571 teilgenommen haben. 52,7 Prozent von ihnen haben bestanden, 21,4 Prozent können eine Ergänzungsprüfung ablegen, das heißt, sie können Teile der Prüfung wiederholen, ohne dass dies als neuer Prüfungsversuch gilt. Nach in vergangenen Jahren rückläufigen Kandidatenzahlen steige das Interesse am Wirtschaftsprüferberuf mit bislang rund 700 Anmeldungen zum Examen 2016 wieder, berichtet die Wirtschaftprüferkammer.

Wer schon Steuerberater ist, reduziert die Zahl der Klausuren und teilt damit sozusagen die Prüfung auf. Das führt dazu, dass die meisten Wirtschaftsprüfer auch Steuerberater sind. Insgesamt gibt es gut 14.000 Wirtschaftsprüfer in Deutschland, etwa die Hälfte von ihnen arbeitet in eigener Praxis. Marktbeherrschend sind die vier internationalen Prüfungs- und Beratungsgesellschaften PwC, KPMG, Ernst & Young und Deloitte.

Das hat Auswirkungen auf die wirtschaftliche Situation der kleineren Steuerberatungskanzleien mit WP-Doppelqualifikation. So ist der Anteil am Umsatz, den Steuerberater im Rahmen der vereinbaren Tätigkeiten mit ihrer WP-Tätigkeit erwirtschafteten, laut STAX-Erhebung der Bundessteuerberaterkammer zwischen 2011 und 2014 um mehr als ein Viertel gesunken, nämlich von 8,9 auf 12,4 Prozent. Gestiegen sind dagegen die Bereiche Vermögens- und betriebswirtschaftliche Beratung.

Diese Zahlen spiegeln wider, was den Wirtschaftsprüfungsmarkt in den vergangenen Jahren prägt: ein Verdrängungswettbewerb bei dem zunehmend auch die Honorare unter Druck geraten. In Folge dessen ist die Doppelqualifikation als Steuerberater und Wirtschaftsprüfer eher nicht anzustreben, wenn sie als Ergänzung des Beratungsspektrums der steuerlich ausgerichteten Kanzlei gedacht ist.

Gleichwohl können Wirtschaftsprüfer selbstverständlich nach wie vor Karriere machen. Das gilt im Besonderen für die Big Four, aber auch für mittelständische WP-Gesellschaften. Diese gewinnen nicht nur durch moderne Preisgestaltungsmodelle, sondern auch durch die persönliche und langjährig kontinuierliche Betreuung Mandate hinzu und sind erfolgreich am Markt positioniert.

Wer also den Titel des Wirtschaftsprüfers anstrebt, sollte sich dieser Profession vollends verschreiben, um dauerhaft erfolgreich tätig zu sein.