Steuerberater als Gründungsberater

Wenn Steuerberater Existenzgründer beraten, investieren sie oft auch selbst, setzen aber damit auf künftige Mandate.

Mehr als eine Viertel Million Unternehmen werden jährlich in Deutschland gegründet, die überwiegende Mehrheit davon sind Einzelunternehmen. Während bei ihnen häufig grundlegende Fragen rund um Finanzen, Recht und Buchführung im Vordergrund stehen, bedürfen rund 50.000 junge Unternehmen, denen aufgrund ihrer Größe und ihrer Wachstumsperspektiven eine größere wirtschaftliche Bedeutung zugesprochen wird, einer detaillierteren und spezielleren Beratung.

Eine der ersten Anlaufstellen von Gründern ist häufig ein Steuerberater, ganz einfach deshalb, weil mit der Gewerbeanmeldung unmittelbar auch die Finanzbehörden Gründer mit Formularen bedenken. Grundsätzlich umfasst die Beratung von Existenzgründern aber nicht etwa nur die Einrichtung einer Finanzbuchführung und die Klärung der Formalia mit dem Finanzamt, sondern sie unterstützt den Neuunternehmer auch in sämtlichen finanziellen und strategischen Belangen.

Ein ganz wesentlicher Beratungsgegenstand sind alle Finanzierungsfragen. Wie hoch ist überhaupt der Bedarf an Finanzmitteln? Wie sieht die Umsatzplanung aus? Was sind tatsächlich Betriebsausgaben? Welche Fördermittel können beantragt werden? Eine Reihe dieser und ähnlicher Fragen mündet in die Erstellung eines Businessplans, bei dem Steuerberater Gründer vor allem beim Zahlenteil, aber bei entsprechenden Branchenexpertise auch darüber hinaus unterstützen.

 

Anfangs wenig lukrativ

Wer Gründer – und vor allem die Einzelunternehmer unter ihnen – berät, stellt schnell fest, dass dies kein besonders lukratives Geschäftsfeld ist. Das hängt schlechterdings damit zusammen, dass die jungen Unternehmer zu Beginn nur über vergleichsweise geringe Mittel verfügen und das Budget für Beratungsleistungen schmal bemessen ist.

Mittelfristig kann sich die Beratung von Gründern aber sehr wohl lohnen, da sie als wachsende Unternehmen einen sich stetig vergrößernden Beratungsbedarf in den Kerngebieten der Steuerberatung haben und dies auch verstärkt honorieren. Selbstverständlich wird nicht aus jeder Gründung ein Großunternehmen, doch dass sich Mittelstandsunternehmen mit 50 bis 100 Mitarbeitern in einem überschaubaren Zeitraum entwickeln, ist  auch keine absolute Ausnahmeerscheinung. Wichtig ist die Mandatsgewinnung auf diese Weise für Steuerberater heute insbesondere deshalb, weil in vielen Branchen derzeit Konzentrationsprozesse stattfinden, die Bestandsmandate kosten.

 

Sprache der Gründer

Die meisten Gründer sind laut KfW-Gründungsmonitor zwischen 25 und 34 Jahren alt, also vergleichsweise jung. Dazu passen naturgegebenermaßen jüngere Steuerberater, deren eigene Kanzleigründung möglicherweise noch nicht lange zurückliegt und bei denen sich die Gründer als Unternehmer ernst genommen fühlen.

Doch das Lebensalter nicht der einzige entscheidende Faktor bei der Frage, ob Gründungsberatung erfolgreich funktioniert. Es kommt in diesem Bereich auch ganz wesentlich darauf an, eine gemeinsame Sprache mit dem Mandanten zu finden – so dass dieser die Ratschläge umsetzen kann, am Ende die Chemie stimmt und er nach einem erfolgreichen Start seinem Berater treu bleibt.