Steuerberater als Prozessberater

Digitalisierung ist ein Schlagwort, das beinahe schon etwas abgegriffen ist. Doch Mandanten dabei zu begleiten, ist noch für etliche Jahre eine Mammutaufgabe für Steuerberater.

Die Wirtschaft steckt mitten im digitalen Wandel. Einige Branchen sind Vorreiter, in anderen beginnen einzelne digitale Elemente erst langsam in den Unternehmensalltag einzusickern. Steuerberater stehen vor der Aufgabe, ihre Mandanten bei der Umstellung auf effiziente digitale Verwaltungsprozesse zu begleiten. Denn künftig zeichnet sich eine effektive Verwaltung und Organisation vor allem dadurch aus, dass alle Informationen auf einer einheitlichen Plattform allen am Unternehmen intern und extern Beteiligten in Echtzeit zur Verfügung stehen.

In der Praxis kann dies zum Beispiel bedeuten, dass die Entnahme eines Artikels aus dem Lager sofort digital erfasst wird, der Warenbestand im System sich dadurch aktualisiert;  diese Information stößt unmittelbar weitere Prozesse: etwa die Fakturierung oder die Nachbestellung. Wird eine Rechnung geschrieben, gelangt der Datensatz daraus automatisch in die Finanzbuchführung, dort entsteht direkt ein Buchungsvorschlag, auf den nun die Mitarbeiter in der Kanzlei Zugriff haben, weil alle Systeme in der Cloud arbeiten.

Analog gilt dies Prozesse im Personalwesen, wenn etwa ein neuer Mitarbeiter eingestellt wird. Dieser Vorgang ist heute noch an eine Vielzahl von bürokratischen Vorgängen geknüpft, die die mehrfache Kommunikation mit Sozialversicherungsträgern, Berufsgenossenschaften und letztlich auch dem Mitarbeiter selbst erfordern. Aufgabe das Steuerberaters ist, schlankere Prozesse zu entwickeln, die Rückfragen und Mehrfachdatenhaltung überflüssig machen.

 

Steuerberater als IT-Experte

Wie auch immer die Prozesse beim Mandanten im Einzelfall aussehen mögen – Dreh- und Angelpunkt ist in jedem Fall die IT. Daher werden Steuerberater in Zukunft in diesem Bereich immer mehr Kompetenzen erwerben. Sie werden ihre Mandanten, öfter als dies heute der Fall ist, nicht nur bei der Organisation ihrer Prozesse unterstützen, sondern sie auch bei der Auswahl einer geeigneten Softwarelösung beraten.

Im Bereich der Finanz- und Lohnbuchführung sind sie es, die die Prozesse beim Mandanten grundlegend nach ihren eigenen Maßgaben neu strukturieren mit dem Ziel, das Belegwesen vollständig zu digitalisieren. Das funktioniert heute schon mit den Ausgangsrechnungen, deren Daten ja bereits digital im Betrieb vorliegen. Künftig sorgen neue technische Standards beim elektronischen Rechnungsaustauch zwischen Unternehmern dafür, dass auch bei den Eingangsrechnungen Datensätze automatisch in die Buchführung einfließen können.

Vorgehalten und archiviert werden die steuerlich relevanten Daten dann zentral in einem Rechenzentrum. Am Ende der Entwicklung wird auch die Finanzverwaltung Teil dieser Datendrehscheibe sein.

Manche der Neuerungen sind selbst für traditionell denkenden Unternehmer unausweichlich. Bei anderen wird es sehr wohl darauf ankommen, abzuwägen, wie groß der Nutzen im einzelnen in Relation zum Aufwand ist. Dies kann wiederum niemand besser beurteilen als der Steuerberater.